In der Zeit von 20. Oktober bis 2. Dezember 2011 wurden von der Wetterstationen Roßtal an keinem Tag mehr als 0,4mm Niederschlag gemessen. Der Wert 0,4mm ist dabei die untere Messgrenze des Niederschlagsmessers. Ab und zu wurde dieser Wert zwar erreicht, jedoch hauptsächlich aufgrund von morgendlichem Kondenswasser, welches sich im Trichter des Niederschlagsmessers ansammelte. Wirklicher Niederschlag trat so gut wie nie auf. Anschaulich ist die Trockenzeit in folgendem Diagramm zu sehen, wo auch die Jahre zuvor mit eingezeichnet sind (2011 = rote Linie).
Trockenperiode
Laut Niedrigwasser-Informationsdienst Bayern ist eine Trockenperiode wie folgt definiert:
„Eine meteorologische Trockenperiode ist die Aufeinanderfolge von mindestens 11 Tagen mit Tagesniederschlagshöhen kleiner oder gleich 1,0 mm.“
Zunächst muss man sagen, das diese Definition sehr Allgemein gehalten ist und hauptsächlich statistischen Zwecken dient. Es wird dabei keine Rücksicht auf Temperatur oder Vegetation genommen. Bestes Beispiel ist die Trockenheit im Frühjahr 2011. Die längste Trockenperiode betrug hier „nur“ 16 Tage (Anfang März), also noch weit entfernt von den 42 Tagen im November. Die Trockenzeiten im Frühjahr wurden jedoch immer nur von kurzen Regenfällen unterbrochen, so dass es insgesamt trotzdem viel zu wenig Regen für die aufblühende Vegetation gab – bei gleichzeitig lang anhaltendem Sonnenschein und warmen Temperaturen. Sehr gut ist das zu sehen beim Niederschlagsdefizit, wo auch die Temperatur und Jahreszeit mit einfließt:
Zurück zum November 2011: Die Auswirkungen auf Natur und Landwirtschaft sind im Herbst nicht ganz so dramatisch. Trotzdem schwächt es natürlich Pflanzen welche sich für die Überwinterung vorbereiten. Grundwasser und Flusspegel sanken mancherorts nahe neuer Tiefststände. Glücklicherweise gab es Anfang Dezember wieder Niederschläge in flüssiger Form. Wäre „nur“ Schnee gefallen und liegen geblieben, so hätte dieser an der Trockenheit nämlich zunächst nichts geändert.
November 2011: Ein Trockenrekord?
In Roßtal wurden von 1941 bis 2001 die täglichen Niederschlagsdaten aufgezeichnet. Durch Zufall bin ich an diese Daten gekommen und habe alle Trockenperioden länger als 35 Tage berechnen lassen:
Start |
Dauer (Tage) |
Gesamtniederschlag |
30.09.1943 |
42 |
1.1mm |
05.08.1947 |
38 |
0.8mm |
18.02.1953 |
40 |
1.8mm |
04.11.1953 |
36 |
1.5mm |
10.12.1972 |
36 |
0.9mm |
12.10.1983 |
43 |
3.0mm |
Die Trockenzeit im Herbst 1983 war also noch einen Tag länger als die in diesem Jahr. Somit also kein neuer Rekord, aber ein Ereignis das nur extrem selten vorkommt. Doch halt! Es bleibt eine Lücke vom Jahr 2001 (Ende der Aufzeichnungen) bis Sommer 2003, wo die Wetterstation Roßtal in Betrieb ging. Ausgerechnet der Hitzesommer 2003 wurde dabei nicht erfasst. Anhand des Berichts des Niedrigwasser-Informationsdienst Bayern zu diesem Zeitraum ist eine so lange Trockenperiode jedoch weitgehend ausgeschlossen. Dieser Dienst würde übrigens als Konsequenz des Hitzesommers 2003 eingerichtet.
Danke Michael!
Die oben erwähnten Niederschlagsmessungen sind übrigens Michael Knoll zu verdanken. Er war neben seiner Tätigkeit als Hausmeister der Grundschule auch ehrenamtlicher Wetterbeobachter beim Deutschen Wetterdienst. Einige Schüler werden sich vielleicht noch an seinen Niederschlagsmesser im Pausenhof erinnern.
Die Messungen erfolgten nicht automatisch, sondern manuell. So musste jeden Tag um 7 Uhr der Niederschlag im Messbecher abgelesen werden sowie ggf. die Schneehöhe bestimmt werden. Diese Daten mussten dann an den DWD übermittelt werden. Trotz Automatisierung gibt es auch heute noch viele ehrenamtliche Wetterbeobachter, der DWD sucht sogar weitere Beobachter. Automatische Messstationen können nämlich auch gerne fehlerhafte Daten liefern. Das gilt natürlich auch für die Wetterstation Roßtal.
Michael Knoll ist am 5. November 2011 im Alter von 86 Jahren verstorben. Der Markt Roßtal erinnert in einem Nachruf an seine Tätigkeiten.